Wie gut oder schlecht ist mein Umstieg von Windows 10 zu Linux verlaufen? Kann Linux Windows komplett ersetzen?
Ich bin im November 2024 dazu übergegangen, Linux und Windows 11 je in einer eigenen Partition auf meinem Haupt-Rechner zu installieren. Auf meinen anderen Computern und Laptops nutze ich bereits Linux in Form von Lubuntu, Ubuntu, Debian, TrueNAS SACLE und Proxmox. Meine Erfahrungen basieren auf der Manajro GNOME Distribution von Linux, da ich diese auf meinem PC installiert habe.
Inhaltsverzeichnis
Warum habe ich gewechselt?
Die kurze Antwort: Windows 10 läuft am 14.10.2025 aus und ich will nicht auf Windows 11 wechseln.
Die lange Version: Windows 11 macht mir keinen Spaß, das UI sagt mir nicht zu und vor allem das Kontextmenü nicht. Warum gibt es diesen Button ‚Weitere Optionen‘, wenn sich dann das alte Kontextmenü von Windows 10 öffnet, hätte man es nicht einfach so belassen können? Auch ist es immer noch ein Mischmasch aus Fenstern von Windows 7 oder noch früher und den neuen von Windows 8, 10 und 11. Zum Beispiel die Einstellungen des Netzwerks, Systemsteuerung und viele weitere. Microsoft Recall ist auch nicht meins und muss nicht sein.
Aber auch meine Neugierde gegenüber Linux ist in den letzten Jahren immer mehr gewachsen. Wie verhält sich das Betriebssystem, wie viel weniger Arbeitsspeicher benötigt Linux wirklich und ist es wirklich noch so schwer und umständlich zu bedienen wie ich es mir immer vorgestellt habe?
Aber was gefällt mir an Manjaro?
Manjaro basiert auf der Arch Linux Distribution. Dies hat für mich viele positive Vorzüge. Zum einen ist Manjaro sehr benutzerfreundlich gestaltet und ich muss eigentlich nie in der Konsole aktiv werden, um ein Programm zu installieren oder Dateien zu bearbeiten.
Dank des Rolling Release mit Arch Linux verfügt diese Distribution auch meist über die aktuellste Software, hingegen Debian und Ubuntu teilweise noch hinterher sind. Das kann auch Vorteile bieten, da hier die Software garantiert funktioniert. Manjaro hält im Gegensatz zum eigentlichen Arch Linux die neuen Pakete etwas länger zurück, um Probleme zu vermeiden.
Wie bei jeder anderen Linux Distribution gibt es auch hier wieder unterschiedliche Desktop Versionen, wie GNOME, KDE, Xfce, Cinnamon, i3 Window Manager oder Sway WM um nur die größten zu nennen.
Für mich ist das Highlight, die einfache und simple Paketverwaltung. Alle Programme, die ich benötige, befinden sich im eigenen App Store / Software Manager / Paket Manager. Diesen öffnen, sein Programm suchen und installieren. Fertig. Nie mehr im Internet lange nach dem richtigen Download suchen.
Was es dann nicht im App Store gibt, kann man sich dann spätestens von Flatpak oder dem Arch User Repository (AUR) holen. Auch diese können in den App Store mit integriert werden. Im App Store wird mir dann die Möglichkeit geboten zum Beispiel Steam aus dem offiziellen Repository oder als Flatpak zu installieren.

Alle Programme, die über den App Store installiert wurden, werden auch über diesen verwaltet, aktualisieren und deinstallieren. Und Du entscheidest, wann und ob Du ein Programm oder Deine Linux Distribution aktualisieren möchtest.
Der Vorteil von Flatpak Programmen ist, dass man sie mit Containern vergleichen kann. Jedes Programm läuft darin für sich und hat auch nur die Berechtigungen, die es benötigt. Ich selbst habe eine Mischung aus offiziellem Repository und Flatpak Installationen. Mal läuft das Programm dann doch besser, wenn es über das offizielle Repository kommt und mal bleibe ich beim Flatpak, weil dort bereits die aktuellste Version zur Verfügung steht.
Was mache ich am PC?
Was mache ich am PC und kann ich meine Gewohnheiten unter Linux beibehalten?
Zunächst einmal spiele ich liebend gerne Videospiele und daher nutze ich Steam, Ubisoft, GOG und Epic Games. Klar habe ich auch Accounts bei Battle.net und Origin, aber hier spiele ich eher selten.
Neben dem Zocken habe ich auch eine Leidenschaft fürs Programmieren und Entwickeln von Programmen oder auch eigenen Spielen. Zum aktuellen Zeitpunkt nutze ich viel PyCharm für die Programmierung von Python Programmen und GoDot zur Erstellung eigener Spiele.
Das Streamen auf Twitch habe ich auch mal eine Zeit ausprobiert. Entweder habe ich nicht das gefunden, was mir gefällt oder streamen ist nichts für mich.
Zum Schluss schreibe ich diesen Blog an dem PC inklusive Screenshots.
Gaming unter Linux
Kommen wir aber nun zum Thema Gaming. Ich spiele hauptsächlich Spiele auf Steam und Ubisoft. Steam stellt von sich aus einen Client über den App Store Deiner jeweiligen Linux Distribution zur Verfügung. Aufgrund des Steam-Decks und SteamOS, welches auf Linux basiert, hat Valve ein großes Interesse daran, dass ihre Spiele auf Steam auch mit Linux kompatibel sind. Manche Entwickler entwickeln auch ihre Spiele für Linux mit, andere wiederum müssen mittels Proton von Windows nach Linux übersetzt werden. Hierzu musst Du in den Einstellungen die Kompatibilität aktivieren und Deine gewünschte Protonversion auswählen.

Dass es aber mit einer einfachen Protonversion aber manchmal noch nicht getan ist, werde ich in einem anderen Beitrag behandeln.
Streamen mit Linux und OBS Studio
Diesen Punkt kann ich kurz halten, ich habe es noch nicht ausprobiert. Mir ist nur aufgefallen, dass ich unter Linux nicht mal eben auf die Schnelle eine Portable Version von OBS Studio erstellen kann. OBS Studio selbst bekommst Du über den App Store und das klappt auch ohne Probleme. Da ich bei OBS, wegen der Plugins, aber selbst entscheiden möchte, wann ich ein Update durchführe und meine alte Version behalten möchte, ist Linux für mich aktuell noch nicht die richtige Wahl. Falls ich noch mal Streamen sollte, dann aktuell nur unter Windows. Wo ich mit OBS Studio Portable meine Versionen verwalten kann.
Jedoch gibt es eine Lösung, zum einen kann ich OBS Studio von den Updates ausschließen und zum anderen gibt es bei Flatpak die Möglichkeit, nach dem das Programm installiert ist, zurück zu einem bestimmten Commit / eine bestimmte Version zu wechseln.
Gehe dazu zu Flathub und kopiere Dir den Befehl zur Installation von OBS Studio.
flatpak install flathub com.obsproject.Studio

Nach der erfolgreichen Installation führe folgenden Befehl aus, um die einzelnen Commits der letzten Releases zu sehen:
flatpak remote-info --log flathub com.obsproject.Studio

Da OBS Studio keinen Versionen im Subject stehen hat, sondern bloß den Export gehen auf die Releaseseite von OBS Studio auf GitHub. Vergleiche hier das Datum mit dem Datum des Commits. Zum Beispiel war der Release von OBS Studio 30.2.3 am 16.08.2024, kopiere Dir nun den Commit raus, der diesem Datum am nächsten kommt vom 2024-08-15 22:57:46.
Führe damit folgenden Befehl aus und Deine OBS Studio Flatpak Version wird auf diese Version zurückgesetzt.
sudo flatpak update --commit=dc38e67bbca5d6c9c3d005f84bbf006109310de3852a9cd32b1dc19e030b1b0c com.obsproject.Studio
Kontrollieren kannst Du dies dann im App Store:

Und auch OBS Studio startet mit dieser Version:

Elgato und Logitech G Hub
Ich verfüge über ein Stream Deck Plus von Elgato. Hier musste ich leider erfahren, dass Elgato ihre Software ausschließlich für Windows entwickelt. Es gibt zwar ein Projekt namens StreamController für das Stream Deck für Arch Linux, dieses ermöglicht es Dir mittels Shortcuts auf der Tastatur diese auf die einzelnen Buttons des Stream Deck zu legen. Jedoch sind die Potenziometer nicht zu gebrauchen, da ich diese nicht ansteuern kann.
Von Logitech habe ich Maus, Tastatur, Lenkrad und Mikrofon. Auch Logitech bietet keine direkte Applikation für Linux an. Weshalb ich mich hier auch noch nicht aktiv damit beschäftigt habe. Das Lenkrad und Mikrofon sind unter Linux noch nicht zum Einsatz gekommen und wenn meine Maus und Tastatur in Regenbogenfarben leuchtet, ist das für mich auch ok.
Aber eine Hoffnung gibt es noch, und zwar Wine. Wine ist ein Tool, welches die einzelnen Windows-API-Aufrufe in Echtzeit zu entsprechenden POSIX-Aufrufen übersetzt. Leider konnte ich darüber aber auch nicht die Software von Elgato oder Logitech zum Laufen bekommen.
Linux und entwickeln, programmieren
Ich habe in letzter Zeit nur mit GoDot und PyCharm gearbeitet und abgesehen davon, dass die Installation der einzelnen Python- oder GoDot Versionen mich etwas aufgehalten hat, gab es hier keine weiteren Schwierigkeiten. Alles funktioniert so wie es soll.
Zu GoDot habe ich mir noch ein Projekt heruntergeladen, welche mir ermöglicht unterschiedliche GoDot Versionen zu starten, weil ich meine Projekte nicht immer direkt auf die neuste GoDot Version aktualisiere.
Webseite Greenshot
Ich habe mit Wine Greenshot auf meiner Manjaro Test Instanz installiert. Bedauerlicherweise ist der Screenshot immer schwarz, weil Greenshot anscheinend den Desktop nicht aufnehmen kann. Also muss man sich dann doch mit dem normalen Screenshot Tool oder Flameshot begnügen.

Mein Fazit
Hat sich der Wechsel von Windows 10 zu Linux gelohnt?
Ganz klar ja. Ich nutzte Manjaro nun seit einem halben Jahr und bin mehr als zufireden. Es gibt keine Geräte die mittels Bluetooth oder USB nicht erkannt werden. Auch das einbinden von Netzwerk Laufwerken geht kinderleicht. Dank Proton laufen auch alle Spiele von Steam, die ich getestet habe. Selbst Anno 1800 von Ubisoft Connect oder Empire Earth von GOG funktionieren.
Mein größer Vorteil ist die Bequemlichkeit, was die Installation und Updates von Programmen und des Systems angeht. Und das Terminal nutze ich fast nur, wenn ich mich mit einem anderen PC zu Hause verbinden möchte.
Mein größer Nachteil hingegen ist, dass die Software von Elgato, Logitech und Greenshot nicht unter Linux funktionieren. Das ist jetzt kein Beinbruch, aber dennnoch eine Umstellung. Vor allem bei Greenshot, da ich dies sehr viel für diesen Blog genutzt habe.
Ich habe immer noch meine Windows 11 Partition mit auf diesem PC, dennoch habe ich sie die letzten Wochen vielleicht sogar Monate nicht mehr genutzt. Auf diese habe ich nur zurück gegriffen, weil meine zweite Festplatte noch für Windows als NTFS formatiert ist und unter Linux zwar gelesen werden kann, es aber nicht empfohlen ist. Diese möchte ich noch mit exFAT formatieren. Dann kann sie sowohl von Linux als auch Windows vollumfänglich genutzt werden.
Würde ich diesen Schritt wieder gehen?
Auf jeden Fall! Wieso? Ich hoffe Du hast einen Einblick und meine Gründe dafür in den vorherogen Zeilen erfasst.
Mein Tipp für Dich, falls Du dir unsicher bist. Hol Dir Virtual Box und erstelle dir dort eine virtuelle Linux Maschine. Probiere es aus, prüfe, ob die Programme, die Du verwendest verfügbar sind und arbeite mal einen Tag dort. Oder Du hast noch eine alte Festplatte, auf dieser Du Linux installieren kannst. Oder verkleinere Deine aktuelle Festplatte, es muss ja nicht viel sein, ich denke 20 GB reichen schon aus, um Linux nutzen und gleichzeitig damit arbietne zu können.
Und lege vielleicht mit Ubuntu zu beginn los, da es nach meinem Gefühl hier ide meisten Tutorials und Anwendungen für gibt.
- Debian 11 VM in Proxmox erstellen und installieren
- Manjaro als VM unter Proxmox 8 erstellen und installieren
Quellen:
- https://www.winehq.org/ (16.05.2025 17:23)
- https://flathub.org/apps/com.obsproject.Studio (16.05.2025 22:25)
- https://github.com/obsproject/obs-studio/releases (16.05.2025 22:31)
- https://www.debian.org/releases/ (18.06.2025, 19:30)
- https://ubuntu.com/download/desktop (18.06.2025, 19:30)
- https://manjaro.org/products/download/x86 (18.06.2025, 19:35)
Titelbild von By Larry Ewing, Simon Budig, Garrett LeSage – https://isc.tamu.edu/~lewing/linux/, http://www.home.unix-ag.org/simon/penguin/, garrett/Tux on GitHub, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=753970
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